Corona Files

Andi und Martin kämpfen gegen das Verschwinden an, so wird der private Corona-Schriftverkehr vollständig öffentlich gemacht.

Marathon-Lesung aller Files:
5. September 2020, ab 10 Uhr in der Galerie Freihausgasse Villach und als Online-Stream:
https://youtu.be/aq1eoVSFUwE

05042021-1912:M

Hey Hipster, Ökos und Bobos. Ihr bestellt wahrscheinlich auch andauernd Sachen, weil das schon so umkompliziert geht. Euer Essen bei Mjam, weil man ja keine Restaurants betreten darf und mit der Ausrede den Laden um die Ecke zu unterstützen, sich sein Frühstück, Mittagessen, Abendessen liefern lässt. Oder ihr habt, wie ich, euch Datteln bestellt, weil euch die Werbung auf Instagram angezeigt wurde und ihr euch dachtet: „Ich hab schon alles, also warum nicht mal um € 60,- 5 Kilogramm besondere Datteln bestellen“ oder Avocados vom Bauern aus Spanien oder was auch immer, es wird ohnehin schon alles zum Versand angeboten. Auf Stylo-Webseiten zu bestellen und angepriesen in flashigen Ads auf Social Media. Vorteil 1: Man muss nicht raus. Vorteil 2: Man kann seine Kaufentscheidung auch kurz vorm Schlafengehen treffen, und schnell noch Geld auf den Kopf hauen (nicht wörtlich) Vorteil 3: Vom Sofa aus kann man sich gut fühlen, weil man irgendwas Nachhaltiges unterstützt hat. Vorteil 4: Siehe Vorteil 1 & irgendein Bote schleppt die Pakete direkt vor die Haustür.
Wir bekamen letzte Woche einen Karton mit 5 Kilogramm Gemüse in einem Karton geliefert. Aber nicht irgendein Gemüse, sondern gerettetes Gemüse, das sonst weggeschmissen worden wäre, weil es zu klein, zu unförmig ist, weil diese Naturprodukte irgendwie nicht den Standards entsprechen. Ja, da gibt es eine Initiative oder eine Firma dafür, die hat eine schöne, in nachhaltigen Farben (Erdtöne, aufgehübscht durch ein paar coole grelle Farben) gestaltete Website mit netten Illustrationen und der immer wieder auftauchenden Versicherung, dass man was Gutes tue. Da kann man ein Abo abschließen, alle 2 Wochen bekommt man dann einen Karton mit „gerettetem Gemüse“. Nachdem ich heute Mittag 3 verschimmelte Rüben und ca. 11 Karotten, die neben gezählten 8 Kartoffeln in diesem Abo-Karton für 15€ inkl Versand enthalten waren weggeschmissen habe und von den Kartoffeln, die völlig holzig waren, auch die Hälfte weggeschnitten hatte, hab ich mir ausgemalt, was hinter vielen dieser geilen, schicken und verantwortungsbewussten Firmen steckt: Ein Geschäftsmodell. Gar nicht so unkluge Bobos hatten irgendwann die supersteile Idee Gemüse, das tatsächlich niemand haben will, tonnenweise für quasi Kein-Geld anzukaufen und dann in absurd große Kartons kleine Schnittmengen des Gemüses zu packen, einen netten Sticker draufzukleben und für das tausendfache des Ankaufspreis an Hipster, Ökos und Bobos zu verkaufen. Wenn ihr im siebten Bezirk in Wien lebt, könnte es sogar sein, dass sie sich in der Wohnung nebenan die Hände über soviel Dummheit der Menschen, die sich ein gutes Gewissen erkaufen wollen, reiben. Und froh sind, dass bald niemand mehr auf die Idee kommt, einfach zum nächsten Bauern oder Markt zu gehen.
Ich bin völlig überzeugt, dass es exakt so ist.
Wahrscheinlich auch mit dem Ökoreiniger, der weder besser putzt noch wirklich umweltschonender ist, weil die kleinen süßen Tabs mit der Zitrone drauf irgendwo in Bangladesch unter ärgsten Bedingungen gepresst werden, während die Besitzer der Ökofirma gerade Yoga auf den Bahamas machen.
Und dieses Müsli, dass dreimal soviel kostet wie ein Bio-Müsli vom Bauern oder fünfmal soviel wie im Supermarkt, liebe Mitgefangene der nachhaltigen Warenwelt, das ihr mit Kamut-Herzchen aufgepeppt habt und dem ihr so einen herzigen Namen gegeben habt, ist letztlich auch nur ein teurer Spaß.


P.S.: Getrocknete Jackfruit schmeckt nur deswegen nicht ganz scheiße, weil soviel Zucker draufgekippt wird, damit man in das zähe Zeug überhaupt reinbeißen kann. Warum sollte man da essen? Warum sollte man für einen 100g-Beutel, eingelogen, äh, eingeflogen aus Sri Lanka (Firma ansässig in Deutschland) dieser Frucht – was ist das überhaupt für eine beknackte Frucht?! – dann € 3,- (Ein halber Kilo der getrockneten Frucht also € 15,-) zahlen?!

02042021-1902:M

In den letzten Tagen war es so heiß, dass sich schon alles wie Sommer anfühlte. Ungewöhnlich für Ende März, wie ich mir bereitwillig von den WetterexpertInnen erzählen lasse, weil ich mir den Untergang der Menschheit durch den Klimawandel (oder Klimakatastrophe? Oder wie?) auch schon vergegenwärtige. Aber das ist wohl ein anderes Thema, wie auch der Hinweis auf den Zusammenhang und aber auch die Unterschiede zwischen Wetter und Klima. Auf jeden Fall könnten wir in 30 Jahren ganz andere klimatische Verhältnisse in unseren Breiten haben, und haben dies aber eigentlich schon jetzt, fühlbar.
Faszinierenderweise verbringen meine Kinder gerade die so heißen, sonnigen Tagen im Haus, teilweise mit zugezogenen Jalousien. Gut, sie stehen erst gegen 13 Uhr auf und brauchen dann noch Stunden bis sie im Tag ankommen, solange, dass der Tag auch schon wieder vorbei ist. Aber kein Wunder, denn dafür machen sie auch die Nacht zum Tag, wahrscheinlich habe ich das in ihrem Alter auch gemacht. Ich frage mich nur, was sie eigentlich machen, während ich schon im Bett wegpenne. Als verantwortungsbewusster Elternteil sollte ich das wissen, vielleicht müsste ich sie einfach mal fragen. Ich weiß ja auch gar nicht, was ich daran so außergewöhnlich finde, dass sie die Sonnenstunden meiden, auch für mich war das immer ein Prinzip, erst bei Sonnenuntergang nach draußen zu treten, weil es mir schlichtweg zu heiß und zu grell war. Mit Annäherung an mein 40. Lebensjahr musste ich allerdings feststellen, dass ich mich tatsächlich auch gerne draußen aufhalte, wegen der frischen Luft und, tja, auch wegen der Sonne. Das ist ungewöhnlich, denn ich hasse Sonne, wirklich, aber wo Sonne ist, ist auch Schatten und dort findet man mich momentan. Das beschäftigt mich, denn es muss tatsächlich was mit dem Alter (oder Altern) zu tun haben, allerdings hat das noch nicht dazu geführt, dass ich Salat mit Essig mag (ein Kindheitstrauma!) und weiter von Watte völlig abgestoßen bin (Was würde so ein Trauma auslösen?), was mich überlegen lässt, warum ich jetzt überhaupt über meine Abneigungen nachdenke. Aja, es war die Sonne. Heute hat sie sich übrigens nicht gezeigt.

02042021-1324:M

Es ist gerade wieder so eine Zeit, wo ich mich ständig frage: Was mache ich noch machen? Wem habe ich versprochen, dass ich mich melde oder zurückrufe? Wem bin ich noch was schuldig und bis wann? Und deshalb entschuldige ich mich andauernd, dass ich schon wieder was übersehen habe?
Wann hören die Anrufe? Wann hören die emails? Die Nachrichten in den ganzen Message-Apps endlich wieder auf?!

22032021-1845:M

Oi. Neue Pressekonferenz, keine neuen Ergebnisse. Alles wie gehabt und am Weg. Schulterklopfen, funktioniert. Schlagworte: Impfen, Testen, Testen und noch zehnmal Testen, britische Variante und südafrikanische Mutation, alles im Griff. Die nächsten zwei Wochen werden nochmal entscheidend sein. Wobei soweit bin ich nicht mehr mitgegangen, nach 40 Minuten Pressekonferenz war der Erkenntnisgewinn enden wollend, und ich habe jetzt abgeschaltet.
Vielleicht ist einfach der Druck zu groß, von den Landeshauptleuten, die ihren Leuten rasch ein unbeschwertes Leben zurückgeben wollen, auch wenn der Preis dafür der Tod ist. Aber vielleicht sehe ich einfach zu schwarz, ich bin ja auch kein Experte, nicht so ein Experte, wie die Expeten (sic!) der Regierung. Vielleicht sollte ich einfach alles etwas türkiser sehen oder grüner. Grünes Licht für alle! Jetzt! Sofort! Ist ja nicht mehr auszuhalten.
Ich denke daran, dass – vielleicht hab ich das schonmal ähnlich gesagt – wir tatsächlich gewillt sind, uns zu dezimieren, nur um zu konsumieren. Ich denke daran, dass unsere Fixierung auf steigende Zugewinne nicht in allen Bereichen gelten sollte. Ja, die Zahlen steigen, die Krankenhausaufenthalte, die Intensivstationenpatientinnen, die Börsenkurse steigen auch, nur im Geldbörserl wird immer weniger, weil für die Mehrheit doch nix zu gewinnen ist, während sie um ihren Job bangen, weil die sichere Beschäftigung für viele immer weiter rausgezögert wird, damit wenige weiter arbeiten können, weiter verkaufen können, an immer weniger, die sich noch was leisten können. Und nicht jeder will sich eine Pressekonferenz leisten, die man sich sparen könnte.

20052021-1948:M

Den Jahrestag haben wir verpasst, sowieso nicht gefeiert. Ist es, weil wir irgendwie eingeschlafen sind, weil wir nach einem Jahr Pandemie schon müde sind oder – schlimmer – weil wir schon lethargisch sind? Spätestens mit Jahresende 2020 war klar, dass es noch nicht vorbei ist, war auffallend, dass immer mehr Menschen wegbrachen, also sich mit dem Aufraffen schon etwas schwer tun. Mir fehlt die Kunst, mir fehlt der Besuch von Theatern, wo hinter verschlossenen Türen teilweise und ohne Perspektive geprobt und höchstens noch gestreamt wird. Und deswegen werde ich mich am 1. April (kein Scherz) sechs Stunden in einen Zug setzen, um zu einer Premiere zu fahren. So ganz kann ich es noch nicht glauben, aber der Teil von Österreich, wo die Premiere stattfinden wird, ist gerade der einzige, wo es zumindest aktuell erlaubt wäre. Und schon bin ich überfordert. Karten buchen, Tickets buchen, Hotel buchen. Wo kann ich mich zeitnah testen? Wieviel FFP2-Masken und wieviel Liter Desinfektionsmittel muss ich mitnehmen? Fühlt sich jetzt schon stressig an, stundenlang im Zug zu sitzen und mein Gedanken kreisen seit Tagen allein um die Angst, dass der Zug Verspätung hat und ich die Vorstellung verpasse, also völlig umsonst so lange und so weit gereist sein könnte. Das lähmt mich so sehr, dass ich noch nichts gebucht habe. Vielleicht ist die Premiere jetzt auch schon ausgebucht…

2602021-2119:M

Schauen wir mal, dann werden wir schon sehen. Oder ähnlich, heißt es ja. Ich habe so lange seit dem letzten Eintrag gewartet, dass ich gar nicht mehr wusste, wie ich die Betitelung richtig mache, vielleicht ist sie auch falsch. Was ist seit der letzten Folge passiert, ein kurzer Abriss: Frisöre und Nagelstudios durften wieder aufsperren, Leute dürfen sich wieder die Haare oder Fußnägel machen lassen, wenn sie nachweisen, dass sie in den letzten 48 Stunden coronanegativ (ist das schon ein Adjektiv?) waren. Man darf wieder shoppen gehen und die Leute nutzen die Gelegenheit. Baumärkte, Bekleidungsgeschäfte und nicht zuletzt Buchläden haben wieder offen. Ersteres und Letzteres hat sogar mir jetzt schon Geld aus der Tasche gezogen. Die Zahlen steigen aber wieder ordentlich – vielleicht auch nur, weil soviel getestet wird. Man weiß es nicht, oder vielleicht weiß man es schon, aber es wird nicht verkündet. Wann war eigentlich die letzte Pressekonferenz? Wann ist die nächste? Theater und Kulturinstitutionen (außer Museen und Galerien) haben weiter zu, noch immer ohne Perspektive.
Nun liegen FFP2-Masken überall herum, also ähnlicher Müll wie in den letzten Monaten, nur jetzt etwas teurer. Ich hatte einen kurzen Moment, wo ich eine aufheben wollte, weil ich gerade keine dabeihatte, es hat mich dann doch gegraust und ich hab mich daran erinnern müssen, für was diese Masken überhaupt sind oder was in ihnen vielleicht schlummert. Für einen Moment hatte ich also die Gefahr verdrängt gehabt. Cluster gibt es übrigens in Schulen, Kindergärten, Firmen, Dörfern und Städten, ganze Regionen wurden abgeriegelt, auch die Grenzen nach Österreich sind zu, Deutschland ist da zum Beispiel rigoros. Kärnten ist zahlentechnisch fast Spitzenreiter, wie man so sagt, der Bezirk Hermagor dürfte bald immun sein, weil sich dort bald alle angesteckt haben werden, wenn dies nicht bereits geschehen ist. Man fährt trotzdem weiter Ski, auch der Landeshauptmann sieht keinen Grund einzugreifen, Hermagor wird nicht abgeriegelt. Spekuliert wird, dass das mit den anstehenden Wahlen in Zusammenhang steht, aber wer weiß schon, was die Politik so treibt und denkt und …
Und: Die ÖVP ist irgendwie doch in der #oevpkrise. Hausdurchsuchung beim Finanzminister, ein schwarzer Verfassungsrichter ist jetzt auch seinen Laptop los, irgendwie sind überdurchschnittlich viele Politiker, der ehemals konservativen, der ehemals christlichen Partei in Skandale verstrickt; ich muss jetzt schreiben: potentiell in Skandale, in Korruptionsskandale verstrickt, ich muss das schreiben, weil sonst wird man verklagt und auf der Seite des Innenministeriums namentlich an den Pranger gestellt, vielleicht schickt der Innenminister auch gleich die WEGA. Man weiß nie, was in Österreich alles möglich ist, aber man würde sich nicht wundern. Für alle gilt die Unschuldsvermutung, zumindest solange nicht das Gegenteil bewiesen werden konnte und das kann noch länger dauern. Den Reichen reicht´s und dieses schöne System, wo eine Hand die andere wäscht, darf doch noch nicht enden, wo man sich doch so gut reingespendet hat in die Machtzentralen. Nein, natürlich muss noch nicht mal eine Spende geflossen sein, für Kumpel macht man kleine Gefallen auch ohne Gegenleistung, denn wer weiß, wo man nach seiner Politikkarriere unterkommen muss und dann hat man immer noch mehrere Gefallen offen. Corona ist also gerade eher Nebenthema, ist nicht so wichtig und auch gar nicht mehr spannend, alle sind schon pandemiemüde (Ist das schon in den Duden aufgenommen?). Aja, Kinder wurden abgeschoben, wie nunmal ständig auch Kinder abgeschoben werden, aber jetzt bekam das gerade etwas mehr Aufmerksamkeit. Aja, Impfstoff ist leider auch zuwenig da, ich rechne mit einer Impfung für uns im Herbst …. 2022. Aja, ab Montag gibt es gratis Tests in den Apotheken, allerdings natürlich auch zu wenige für alle und selbst wenn, viele sind von diesem Gratisprogramm überhaupt ausgeschlossen. Tja, was war noch? Starmania läuft gerade, eine neue Staffel, auch eine mittlere Sensation und ich denke daran, dass das ideales Ablenkfernsehen ist. Ich würde ja unterstellen, dass die ÖVP das kurzfristig im ORF in Auftrag gegeben hat, um von ihrer Krise abzulenken, vielleicht auch von der Korruption, sofern sie die ÖVP betrifft (ich muss das so ungelenk schreiben, sonst kommt das Anwaltschreiben), aber das wäre eine Unterstellung und die #oevp ist so tief in der #oevpkrise, dass man sie nicht mit noch einem Skandal beschäftigen will. Stay tuned, was demnächst im Staatsfernsehen läuft, in einer Viertelstunde die ZIB2 zum Beispiel.

07022021-2148:M

Wie heißt das österreichische Bundesland, das nicht mehr nur durch den Schisport weltbekannt ist? – Virol ! Und wie heißt die Hauptstadt? – Impfbruck.
Lacher, Haha, Tusch, Böllerknall.
Tatsächlich ist Tirol nach des großen Apres-Ski-Clusters und den damit verbundenen Leugnungen und Behörden-Versagen (Darf man das so sagen?) im Jahr 2020 nun auch gleich im ersten Monat des Jahres 2021 wieder in aller Munde, weil sich dort die südafrikanische Mutation des Covid-19-Virus stark verbreitet. Ausgerechnet Tirol, ein Bundesland, das eher mit Gemütlichkeit in den Tälern, hohen Bergen und Bergbauern assoziiert wird, was so ja auch nicht stimmt, weil das Halli-Galli natürlich auch ein Teil des Landes ist.
Wie wurde das Virus bloß eingeschleppt? Darüber macht man sich aktuell Gedanken, Wie konnte das bloß passieren? Ein Rätsel für die Leute vor Ort und die Politik. Es gäbe zwar ein paar Hinweise, wie Südafrika nach Tirol kommt, aber wenn das stimmen würde, … Nein, das kann doch nicht, … Nein, so doch nicht. Der Virus kommt doch mit einem Privatjet aus Südafrika, das kann ja nicht sein, auch wenn der Privatjet, weil ein Direktflug nicht rechtens gewesen wäre, den Umweg über Paris genommen hätte, also das kann ja nicht sein. Und dann soll es auch noch einen Zwischenstopp in Ibiza gegeben haben. Nein, das kann sich doch niemand leisten, im kalten Januar herumzujetten. Und selbst wenn, wie soll sich das dann weiterverbreitet haben? Doch sicher nicht auf einer Party, weil das wäre ja verboten gewesen und sowas wäre ja nicht geduldet gewesen, außer es wären vielleicht auch Politiker und Touristiker anwesend gewesen und das wäre ja eigentlich dann ein Skandal, wenn sich hier eine Gruppe von Leuten mit Kohle und Covid einfach über alles hinweggesetzt hätten, was für viele in der Bevölkerung schon schwer durchzuhalten ist und trotzdem keine Konsequenzen folgen würde. Nein, sicher alles nur Einbildung. Und wenn man das behaupten würde, wäre das sicher klagbar oder die Tiroler würden gleich mit ihren Gewehren und ihren knuffigen Trachten aufmarschieren und jeden erschießen, der sowas behaupten würde.

Screenshot: Rudi Fussi

28012020-0854:M

Übernächste Woche beginnen die Semesterferien, wobei diese in diesem Jahr nur eine Verlängerung des Lockdowns sind. Also hat die Familie schon aktuell mehr Zeit zuhause und zusammen, zumindest theoretisch. Denn wir sind ja im Lockdown, Vati kann nicht in die Bar saufen gehen, Mutti nicht in den Yoga-Kurs flüchten und die Schulen sind ja geschlossen. Die Schulen sind geschlossen, meint man, heißt es. In Wirklichkeit sind sie jedoch offen, Notbetreuung nennt man das dann und diese führt dazu, dass die Klassen teilweise bis zu 80% besetzt sind, also eh fast normal. Das führt zum absurden Umstand, dass die Lehrerkörper nicht nur physisch in der Schule sondern auch digital vorhanden sein müssen und lehren sollen. Vor Ort in den Schulen kann aber natürlich nur ein gewisses Maß an Betreuung gewährleistet werden, Beschäftigung für a.) die Kinder, deren Eltern tatsächlich keine andere Möglichkeit haben (alleinerziehend, wichtige Berufe, die Kinder sollten ja auch nicht in andere Familien oder gar zu den Großeltern gebracht werden und die Sozialpartnerschaft hat es noch nicht geschafft, den Urlaubsanspruch an die Lockdown-Zeiten anzupassen) oder b.) für Eltern, die ihre Kinder nach einer gewissen Zeit nicht mehr aushalten, oder c.) für Eltern, die an die Pandemie sowieso nicht glauben oder sie einfach nicht verstehen. Wahrscheinlich gibt es auch noch die Möglichkeiten d.), e.) und f.).
Die immer massiver vorgetragene Forderung, die Schulen endlich zu öffnen, weil man die Kinder psychisch schädige (Was für viele Kinder zutreffen mag, vor allem für jene, die in Familien der Kategorie b.) aufwachsen), führte gestern in der Zeit im Bild dazu, dass die Kinder- und Jugendspezialistin und Vorstandsdingsbums KiJu-Heilkunde Daniela Karall (oder Krawall?), die sich offensichtlich in der Google-Akademie auch zur Virologin und Statistikerin ausbilden ließ, alles in die Waagschale warf, damit die Schulen, die ja nicht geschlossen sind, endlich wieder öffnen. Nach einem Jahr Pandemie, nach aktuellen Studien, die Kinder- und Jugendliche und also Schulen tatsächlich als relevante Faktoren für die Verbreitung feststellen, bei mäßig sinkenden Ansteckungszahlen nach einem Monat „Lockdown“ stellte Influencerin Karall (zuerst laß ich tatsächlich Krawall) nonchalant fest, dass die Schulen geöffnet werden müssen (obwohl sie ja nicht zu sind), weil das, was gerade als state of the art oder vielmehr Stand der Wissenschaft gilt, eigentlich so nicht stimme und weil ja eben alles ganz furchtbar für die Kinder und Jugendlichen, die ja jetzt zuhause mit ihren Eltern und die Eltern ja auch mit den Kindern und ja. Nicht gestellt wurde die Frage, warum man dieses beknackte System, in dem die Gesundheit der Wirtschaft geopfert werden kann, in dem alle abgehetzt und ängstlich auf ihre Arbeitsplätze starren, nach einem Jahr immer noch nicht verbessert hat. Ich habe Angst vor dem Ende der Pandemie, weil dann alles wieder so weiter gehen wird, wie vor der Pandemie, weil ja jetzt schon mit allen Mitteln versucht wird, die Leistungsgesellschaft, die Burn Out-Gesellschaft, die „Sorry, Kleiner, ich muss zur Arbeit und komme leider erst am Abend völlig müde nachhause, schalt dir doch den Fernseher ein“-Gesellschaft aufrecht zu erhalten, anstatt etwas zu ändern.
Ich kann dieses Bedürfnis einen falschen Status Quo mit allen – auch finanziellen und auch propagandistischen – Mitteln aufrecht zu erhalten nicht verstehen. Ich will nicht verstehen, Nein, ich will nicht akzeptieren, dass Schilehrer auf den Pisten herumdüsend gaudieren können, während andere unter dem Lockdown leiden. Es ist inakzeptabel, die Lehrkörper in gut gefüllten Lockdown-Betreuungsklassen zu zerreissen (zwischen Präsenz- und Onlineunterricht, zwischen Jobverpflichtung und eigener Gesundheit, in permanenter Überlastung), oft ohne dass tatsächlich die versprochenen Test durchgeführt werden (Es gibt schon eigene Klassen für die SchülerInnen, die sich nicht testen lassen wollen bzw deren Eltern nicht wollen, dass die SchülerInnen getestet werden – die LehrerInnen, die in solche Klassen müssen, sind nicht amused). Es ist ganz klar, dass sich kaum (eher: keine) LehrerInnen für die Betreuung in den Semesterferien (um Stoff nachzuholen und zu vertiefen) melden, weil diese LehrerInnen genug haben und davon auszugehen, dass das schon irgendwer machen wird, dass sich das schon irgendwie ausgehen wird, scheint ja das Prinzip von unbeholfenen Figuren wie Minister Faßmann. Exkurs: Kennt man ja auch aus dem Gesundheits-, aus dem Pflegebereich, weil dort Leute (unterbezahlt) nicht einfach alles stehen und liegen lassen können, was sie eigentlich müssten, wenn man bedenkt, was ihnen seit Monaten zugemutet wird. :Exkurs. Es ist verachtenswert, dass Kinder vorgeschoben werden, um als Opfer präsentiert zu werden, nur um ein völlig krankes System aufrecht zu erhalten, anstatt die Mängel zu beheben (nur für den Anfang: Wie sieht es nach einem Jahr Pandemie mit Computern für all jene aus, die diese bräuchten? Wie sieht es mit Tools, mit Software, mit Plattformen aus, die die LehrerInnen entlasten und den SchülerInnen helfen würden? Hat sich schon jemand Verantwortlicher Gedanken zum Unterricht der Zukunft gemacht? Gibt es schon die Schnelltests für die SchülerInnen? Gibt es bereitgestellte Masken? Würde ein zeitversetzter Unterricht Sinn machen um die SchülerInnenmassen zu lenken? Gibt es Luftfilter in jeder Klasse? Exkurs: Wann verschwinden endlich diese scheiß Kreuze aus den Klassenzimmern?! :Exkurs) und es ist scheußlich, dass Kinder mit ihren Familien abgeschoben werden, obwohl sie einfach weiter in Österreich leben könnten, wie sie es gewohnt sind.
(https://www.derstandard.at/story/2000123677496/naechtlicher-protest-aufgeloest-und-abschiebungen-nach-georgien-durchgefuehrt)

24012020-2259:M

Ich habe mir gerade impulsiv gedacht, ich könnte wieder mal die „Stopp Corona“-App öffnen. Konnte ich nicht, denn wie mir auf- und dabei eingefallen ist, habe ich sie vor mehr als einem Monat gelöscht. Es muss ungefähr der Zeitpunkt gewesen sein, als nach mehrmaligen Ankündigungen schon wieder kein sinnvolles Update kam, dass ein Tracing oder eine bessere Funktionalität ermöglicht hätte. Worin ist bloß das Geld für die Entwicklung geflossen? Den genauen Betrag will ich jetzt nicht googlen, aber nur soviel: zuviel. Letztes Update vor 1 Monat: Textänderungen in den Warnmeldungen, Aktualisierung Onboarding (!?) Screen, Geringfügige (!) Verbesserungen Barrierefreiheit. Wirkliche Verbesserungen wären natürlich zuviel verlangt. Aber warum rege ich mich überhaupt auf. 687 Bewertungen haben schon ihr Urteil gesprochen: 2,8 von 5 möglichen Sternen, allerlei Beschwerden über Disfunktionalität oder fehlendes Feedback. Außerdem wir die App als 17+ eingestuft, was erklären könnte, warum meiner Tochter die App gar nicht angezeigt wird. Trotzdem hält sich die App immer noch auf Platz 3 der Charts, in der Kategorie Medizin. Warum wohl?
Ich möchte das nur festhalten, weil ab morgen ja die 2 Meter-Abstandspflicht (Ja, der Babyelefant ist in den Monaten gewachsen) gilt. Bin gespannt, wie diese in den Schigondeln eingehalten wird. Also diese Gondeln, die in den Gebieten liegen, von denen gerade wieder soviel Infektionen ausgehen.