27052020-2143:M

Es wäre eine kleine Premiere gewesen, es hätte sich wahrscheinlich so angefühlt, die Vorfreude war groß. Ich wollte mich heute Abend erstmals seit Monaten in einem Lokal mit einem Freund treffen, um zumindest ein, wahrscheinlicher aber zwei Bier zu trinken. Dazu kam es nicht, ich sitze immer noch am Sofa. Ich hatte mich schon angezogen gehabt, dann kam allerdings der Anruf, dass das erste Lokal geschlossen sei, kurze Zeit später der Anruf, dass auch das zweite Lokal geschlossen sein, und auch das nächste war schon geschlossen. Wohlgemerkt unter der Woche vor 22 Uhr. Das ist die Kleinstadt und die ist halt dieses furchtbare Mittelding. Am Land hätte das Dorfgasthaus ganz sicher noch geöffnet, würde doch das halbe Dorf dort sitzen und sich niedertrinken, in der Großstadt gäbe es auch genug Möglichkeiten. Ich aber sitze in der Kleinstadt, auf meinem Sofa, und gehe jetzt dann in den Keller um mir ein Bier zu holen. Und das ist auch das Problem der Kleinstadt, also nicht, dass ich mir das Bier aus dem Keller hole, sondern weil es letztlich dazu führt, dass alle nur noch bei sich daheim herumsitzen, bei sich daheim das Trampolin in den Garten stellen, den Swimmingpool, undsoweiter, das hat man dann alles daheim, weil man weiß, dass man genau dann, wenn man es will, die Kleinstadt schon zu hat. Das war schon vor Corona so. Schlimmerweise wird das auch immer so bleiben.

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