21062020-2345:M

Der Sommer hat begonnen und er ist schon fast 24 Stunden alt. Bald beginnt ein neuer Morgen, ein neuer Tag. Ich denke daran, was sich innerhalb eines Tages alles ändern kann, was unsinnig ist, denn von jeder Minute zur nächsten kann schon alles anders sein. Für eine Philosophie wäre das zu wenig, aber tatsächlich hatte ich heute zwei sehr interessante Momente. Als ich heute aus der Einfahrt rausfuhr, raste ein Auto in – so schien es – Lichtgeschwindigkeit heran und hätte ich nicht früh reagiert, hätte ich nicht reagiert oder die Bremsen meines Autos versagt, würde ich das jetzt nicht mehr schreiben. Es wäre sehr schnell vorbei gewesen, alles, alles geschah scheinbar ohne jegliche Zeit, es war nicht mal eine Sekunde. Der Autofahrer erschien mir im nachhinein wie ein Todesreiter, wie der Tod himself. Später am Tag, mit meinen Kindern am Spielplatz, habe ich es gegenteilig erfahren. Keine Ahnung, warum ich mir immer einbilde in Lederschuhen, in Sonntagsschuhen (was heute eigentlich passend war), zu Spielplätzen zu gehen und nicht zum Beispiel zu Turnschuhen greife, die ich ja auch besitze. Diese Lederschuhe besitzen nämlich normalerweise keine griffige Sohle sondern haben keinerlei Profil, eher wie Tanzschuhe, vielleicht sind es auch Tanzschuhe. Auf jeden Fall nahm ich, am Spielplatz, meine Tochter, die gerade mit Wasser spielte und ausgerutscht war, auf den Arm und wollte mit ihr auf die Seite gehen. Aber klarerweise, wie es mir schon unzählige Male auf Spielplätzen und Klettergerüsten passiert ist, rutschte ich dann ebenfalls, allerdings nur fast aus. Aber der Moment des unvollendeten Ausrutschens (ich konnte mich noch halten) dauerte gefühlt ewig, obwohl er in Echtzeit wahrscheinlich tatsächlich nur ein Moment war, höchstens einen Augenblick lang. So hätte ich mir den Aufprall des Autos vorgestellt, alles läuft nochmal vor den eigenen Augen ab, oder vielmehr im Gehirn, man beobachtet sich selbst und wie man ausgelöscht wird. In der Kombination weiß ich, es ist nur Einbildung, nur eine Wunschvorstellung. Aber wie ich wohl, am Spielplatz fast ausrutschend, für die Umstehenden ausgesehen habe? War mein Gesicht verzerrt und war der Moment für die Beobachter auch eingefroren? Und wie hätte ich nach dem Autocrash ausgesehen?

Bob Dylan hat übrigens vor 2 Tagen sein neues Album veröffentlicht, es ist fantastisch. „I go right to the edge, I go right to the end (…) Everything´s flowing all at the same time“

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