16062020-2315:M

Man bleibt irgendwie hängen. Täglich gesellen sich neue Verschwörungsgläubige hinzu, immer wieder welche von denen man es nicht erwartet hätte. Man bleibt hängen. Man verheddert sich in den Kommentaren und den Links. Geht mir nicht anders, allerdings lese ich stundenlang ungläubig Theorien, Beschimpfungen, Hirnrissigkeiten und immer wieder die selben Bilder zu den immer wieder gleichen Formulierungen. „Wacht endlich auf“, „Seht ihr nicht, wie wir verarscht werden“, „Ich lass mir keinen Maulkorb aufsetzen“, nur „Lückenpresse“ war mir neu. Auf der anderen Seite halten zum Beispiel Kommentare wie „Rechtschreiben lernen Sie auch noch“ die „Diskussionen“ am köcheln. Besonders häufig trifft man – auf beiden Seiten der Diskutanten – die schöne Formulierung „Ich wünsche ihnen noch ein schönes Leben“. Das klingt ja ganz nett. Meist wird damit dann der Dialog abgebrochen, weil er wieder mal zu nichts geführt hat, außer zu hohem Blutdruck und Frequenz auf Marc Zuckerbergs Plattform. Ich stelle mir vor, wie sich die Leute vor dem Rechner oder Smartphone dann kurz mal selbst im Spiegel anschauen und sich denken, dass das wieder mal eine riesige Zeitverschwendung war (tja, das denke ich als Mitleser auch meist) und man nicht die beste Seite von sich gezeigt hat und sich schämen. Dann trinken sie einen Schluck Bier, schreiben „Ich wünsche noch ein schönes Leben“, trinken ihr Bier aus und gehen schlafen. „Ich wünsche Ihnen noch ein schönes Leben“ ist ein wenig wie der chinesische Fluch „Mögen Sie in interessanten Zeiten leben“. Hoffen wir mal, dass wir nicht darin hängen bleiben.

Share this post:
Facebook
Twitter
LinkedIn
WhatsApp

From the same category: