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Auffallend, wie Kinder ständig als Zumutung, als lästiger Aufwand, als Überforderung gesehen werden. Das erzählt wieder mal viel über unsere Gesellschaft, über unser Zusammenleben, so wie die Pandemie schon unglaublich viel noch offensichtlicher werden ließ. Wie falsch generell alles läuft, wie sehr wir in einem System leben, dass sich mit all seinen Fehlern und Ungerechtigkeiten künstlich am Leben hält. Ich fang jetzt nicht mit den Unternehmensförderungen an, von denen dann letztlich vor allem Amazon und Mc Donalds und Luxusgüter und weiters umweltfeindliche und verzichtbare Bereiche (Man denke zum Beispiel an die Flugindustrie) profitieren.
Auffallend, wie Kinder (immerhin unsere Nachkommen, immerhin diejenigen, die sich irgendwann mal um uns kümmern werden) am liebsten so wenig Aufwand wie möglich sein sollten. Vielleicht sehen das viele Eltern tatsächlich so. Gerade vorhin kam die Sprache wieder genau darauf, als Martin Thür in der heutigen ZIB 2 tatsächlich sagte, dass jetzt auf die Eltern wieder „eine wahnsinnige Belastung“ zukomme, wenn die Kinder zuhause sind, es lägen wieder „unangenehme Wochen“ vor den Familien. Ja, blöd, wenn jetzt die kleinen Mitbewohner, die noch nicht mal Miete zahlen und auch sonst wenig Plusgeschäft sind, wieder Wohnraum beanspruchen.
Natürlich nerven die Kinder oft, natürlich sind sie anstrengend, aber man hat sich doch meist bewusst für die Reproduktion seinerselbst entschieden und hoffentlich die Babyfaces ausgiebig bewundert und mit Liebe überschüttet. Natürlich will ich auch oft meine Ruhe, die mir die Kinder aber nicht gönnen wollen, aber diese Feindichkeit gegenüber ihnen kann ich nicht ganz aufbringen. Aber ich verstehe, wie es dazu kommt und hier zirkle ich wieder etwas zurück, denn in all den Zwängen in denen wir getrieben leben müssen, geht es mehr um Organisation und Termine als um Motivation und Freizeit. Und darin verliert man sich, auch oder gerade als Eltern, die mit der Zeit zum Hass, zur Abneigung gegen ihr eigenes Fleisch und Blut getrieben werden, völlig enerviert und frustriert.

Also nochmal: Alles zusperren, damit die Gesellschaft gesunden kann, und erst wieder aufsperren, wenn sich das System geändert hat.

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