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Hattest du schon deine Osterjause? Wir haben sie ohne gröbere Unfälle hinter uns gebracht, hat im großen und ganzen geklappt und gepasst, auch wenn nichts davon geweiht wurde. Es geht also auch ohne Weihwasser und heiligen Geist. Für mich sind diese Osterjausen schon seit langem unbefriedigend, weil ich weder die Fastenzeit einhalte, also weder mit Alkohol noch mit Fleisch das Fasten brechen kann, vorrangig auch, weil ich ja gar kein Fleisch esse. Retrospektiv betrachtet erscheint es mir wahnsinnig merkwürdig, dass eines meiner Lieblingsostergerichte Zunge war. Zunge! Aus dem Mund eines Tieres, wahrscheinlich einer Kuh. Jetzt assoziiere ich katholische Bilder von fliegenden, sprechenden Zungen und vom Leib Christi, der da in Scheiben und Streifen vor uns auf dem Teller liegt. Für einen kurzen Moment habe ich mir eingebildet, dass sich da etwas bewegt. Das dürften die Reste der katholischen Sozialisation sein. Auch ein Überbleibsel: Eigentlich wollte ich gerade im Garten Äste häckseln, habe es aus Respekt jedoch vermieden, auch wenn rundherum kein Stille herrscht, denn das perfekte Wetter dürfte eine Einladung an Motorradfahrer sein, ihre Maschinen wieder mal auszuführen. Ich musste übrigens gerade googlen, welche Bedeutung der heutige Tag hat, bin also doch schon etwas von der kirchlichen Indoktrination entfernt. Karsamstag. „Zu dieser Feier werden im Freien ein Feuer und Osterkerzen entzündet. Die Osterkerzen stehen sinnbildlich für den auferstandenen Jesus Christus“ Okay, das war die Frage. Ob „er“ schon wieder auferstanden ist. „Die Osternacht am Karsamstag ist die Nacht, an der das Kreuz, das Leiden und der Tod überwunden ist.“ Feier, äh, Feuer wird es heuer aber nicht geben, höchste Brandgefahr aufgrund der Trockenheit. Sehr super auch die Beschreibung des Ostersonntag. An diesem Tag freue sich die christliche Gemeinde über die Auferstehung von Jesu Christus. Und dann kommt der Satz, der exakt so dasteht: „Damit wird der Hoffnungslosigkeit wieder ein Ziel gegeben“, wird in Folge zwar relativiert, aber hey: Endlich hat die Hoffnungslosigkeit wieder ein Ziel, auch ohne Kirche.

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