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Ach, all die Bilder, die unsere Zeit prägen. Es sind befremdliche Bilder, die archiviert werden müssen. Es sind keine Bilder von Krankenstationen, eher Bilder, die eine gewisse psychische Präposition zeigen. Ich werde sie hier nicht reproduzieren. Ich will ein weiteres aber beschreiben. Es ist das Foto (und zugehörigem Interview oder umgekehrt) vom Wirtschaftskammer-Chef (und ÖVP-Politiker und Unternehmer und Obmann der SVA und Präsident des WIFOs und Präsident der OeNb und was eigentlich noch alles?). Er steht in einem Weinkeller und hält eine große Flasche in der Hand. Dazu im Interview die Anregung, man solle nun wieder genießen. Auch hier könnte man dem Fotografen oder diesem Politiker selbst Zynismus vorwerfen. Während Kleinunternehmer und EPUs ums Überleben kämpfen, geht es diesem Politiker natürlich ums Genießen, ganz uneigennützig, denn so fördere man ja die lokale Wirtschaft. Deswegen schafft man jetzt auch die Schaumweinsteuer ab, darauf stoßen wir an. Man wüsste ja gerne, was der witzige Kerl mit den unübersichtlich vielen Jobs und Positionen im Monat verdient, wobei das braucht man gar nicht zu wissen, um zu ahnen, wie weit er schon von der Realität entfernt ist. Er lieferte schon am Opernball ein interessantes Interview in einer Loge ab, wo er davon sprach, wie sparsam mit den Mitteln umgegangen würde, weil sie ja nur Mineralwasser in ihren Logenplatz bestellt hätten, österreichisches Mineralwasser natürlich, wohlgemerkt. Das aktuelle Foto ist vielleicht das Pendant zu dem Marie Antoinette zugeschriebenen Ausspruch „Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen!“. „Wenn man kein Geld hat, soll man sich einfach eine Flasche guten Wein gönnen.“ Anders hält man das alles sowieso bald nicht mehr aus, Schönsaufen kann man sich das Ganze aber nicht.

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