28012020-0854:M

Übernächste Woche beginnen die Semesterferien, wobei diese in diesem Jahr nur eine Verlängerung des Lockdowns sind. Also hat die Familie schon aktuell mehr Zeit zuhause und zusammen, zumindest theoretisch. Denn wir sind ja im Lockdown, Vati kann nicht in die Bar saufen gehen, Mutti nicht in den Yoga-Kurs flüchten und die Schulen sind ja geschlossen. Die Schulen sind geschlossen, meint man, heißt es. In Wirklichkeit sind sie jedoch offen, Notbetreuung nennt man das dann und diese führt dazu, dass die Klassen teilweise bis zu 80% besetzt sind, also eh fast normal. Das führt zum absurden Umstand, dass die Lehrerkörper nicht nur physisch in der Schule sondern auch digital vorhanden sein müssen und lehren sollen. Vor Ort in den Schulen kann aber natürlich nur ein gewisses Maß an Betreuung gewährleistet werden, Beschäftigung für a.) die Kinder, deren Eltern tatsächlich keine andere Möglichkeit haben (alleinerziehend, wichtige Berufe, die Kinder sollten ja auch nicht in andere Familien oder gar zu den Großeltern gebracht werden und die Sozialpartnerschaft hat es noch nicht geschafft, den Urlaubsanspruch an die Lockdown-Zeiten anzupassen) oder b.) für Eltern, die ihre Kinder nach einer gewissen Zeit nicht mehr aushalten, oder c.) für Eltern, die an die Pandemie sowieso nicht glauben oder sie einfach nicht verstehen. Wahrscheinlich gibt es auch noch die Möglichkeiten d.), e.) und f.).
Die immer massiver vorgetragene Forderung, die Schulen endlich zu öffnen, weil man die Kinder psychisch schädige (Was für viele Kinder zutreffen mag, vor allem für jene, die in Familien der Kategorie b.) aufwachsen), führte gestern in der Zeit im Bild dazu, dass die Kinder- und Jugendspezialistin und Vorstandsdingsbums KiJu-Heilkunde Daniela Karall (oder Krawall?), die sich offensichtlich in der Google-Akademie auch zur Virologin und Statistikerin ausbilden ließ, alles in die Waagschale warf, damit die Schulen, die ja nicht geschlossen sind, endlich wieder öffnen. Nach einem Jahr Pandemie, nach aktuellen Studien, die Kinder- und Jugendliche und also Schulen tatsächlich als relevante Faktoren für die Verbreitung feststellen, bei mäßig sinkenden Ansteckungszahlen nach einem Monat „Lockdown“ stellte Influencerin Karall (zuerst laß ich tatsächlich Krawall) nonchalant fest, dass die Schulen geöffnet werden müssen (obwohl sie ja nicht zu sind), weil das, was gerade als state of the art oder vielmehr Stand der Wissenschaft gilt, eigentlich so nicht stimme und weil ja eben alles ganz furchtbar für die Kinder und Jugendlichen, die ja jetzt zuhause mit ihren Eltern und die Eltern ja auch mit den Kindern und ja. Nicht gestellt wurde die Frage, warum man dieses beknackte System, in dem die Gesundheit der Wirtschaft geopfert werden kann, in dem alle abgehetzt und ängstlich auf ihre Arbeitsplätze starren, nach einem Jahr immer noch nicht verbessert hat. Ich habe Angst vor dem Ende der Pandemie, weil dann alles wieder so weiter gehen wird, wie vor der Pandemie, weil ja jetzt schon mit allen Mitteln versucht wird, die Leistungsgesellschaft, die Burn Out-Gesellschaft, die „Sorry, Kleiner, ich muss zur Arbeit und komme leider erst am Abend völlig müde nachhause, schalt dir doch den Fernseher ein“-Gesellschaft aufrecht zu erhalten, anstatt etwas zu ändern.
Ich kann dieses Bedürfnis einen falschen Status Quo mit allen – auch finanziellen und auch propagandistischen – Mitteln aufrecht zu erhalten nicht verstehen. Ich will nicht verstehen, Nein, ich will nicht akzeptieren, dass Schilehrer auf den Pisten herumdüsend gaudieren können, während andere unter dem Lockdown leiden. Es ist inakzeptabel, die Lehrkörper in gut gefüllten Lockdown-Betreuungsklassen zu zerreissen (zwischen Präsenz- und Onlineunterricht, zwischen Jobverpflichtung und eigener Gesundheit, in permanenter Überlastung), oft ohne dass tatsächlich die versprochenen Test durchgeführt werden (Es gibt schon eigene Klassen für die SchülerInnen, die sich nicht testen lassen wollen bzw deren Eltern nicht wollen, dass die SchülerInnen getestet werden – die LehrerInnen, die in solche Klassen müssen, sind nicht amused). Es ist ganz klar, dass sich kaum (eher: keine) LehrerInnen für die Betreuung in den Semesterferien (um Stoff nachzuholen und zu vertiefen) melden, weil diese LehrerInnen genug haben und davon auszugehen, dass das schon irgendwer machen wird, dass sich das schon irgendwie ausgehen wird, scheint ja das Prinzip von unbeholfenen Figuren wie Minister Faßmann. Exkurs: Kennt man ja auch aus dem Gesundheits-, aus dem Pflegebereich, weil dort Leute (unterbezahlt) nicht einfach alles stehen und liegen lassen können, was sie eigentlich müssten, wenn man bedenkt, was ihnen seit Monaten zugemutet wird. :Exkurs. Es ist verachtenswert, dass Kinder vorgeschoben werden, um als Opfer präsentiert zu werden, nur um ein völlig krankes System aufrecht zu erhalten, anstatt die Mängel zu beheben (nur für den Anfang: Wie sieht es nach einem Jahr Pandemie mit Computern für all jene aus, die diese bräuchten? Wie sieht es mit Tools, mit Software, mit Plattformen aus, die die LehrerInnen entlasten und den SchülerInnen helfen würden? Hat sich schon jemand Verantwortlicher Gedanken zum Unterricht der Zukunft gemacht? Gibt es schon die Schnelltests für die SchülerInnen? Gibt es bereitgestellte Masken? Würde ein zeitversetzter Unterricht Sinn machen um die SchülerInnenmassen zu lenken? Gibt es Luftfilter in jeder Klasse? Exkurs: Wann verschwinden endlich diese scheiß Kreuze aus den Klassenzimmern?! :Exkurs) und es ist scheußlich, dass Kinder mit ihren Familien abgeschoben werden, obwohl sie einfach weiter in Österreich leben könnten, wie sie es gewohnt sind.
(https://www.derstandard.at/story/2000123677496/naechtlicher-protest-aufgeloest-und-abschiebungen-nach-georgien-durchgefuehrt)

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